Sonntag, Juni 21, 2015

Was ein tag

Gestern, als ich während little l.s schwimmkurs meine bahnen zog (btw: atmen ohne ertrinken klappt jetzt super, dank badeanzug kann ich den schönsten moment jeder bahn, nämlich das mit kraft am rand abstossen und dann langgestreckt wie ein pfeil dahingleiten, endlich geniessen, ohne aus gutem grund angst zu haben, dass der für flanieren am strand gemachte bikini körperteile freisetzt, die in einem normalen schwimmbad verpackt bleiben sollten), dachte ich: "phew. Jetzt ist seit langem erstmals der moment eingetreten, wo alles, worüber ich mir im letzten halben jahr sorgen gemacht habe, sich zum guten gewendet hat: little l. Ist kein herzpatient mehr, die kinderbetreuungsumstellung ist etabliert und läuft super, die Nierenabklärung kam gut raus, Little L.s Einschulungseinstufung ist perfekt gelaufen, der Katze gehts soweit gut, das Schuldrama von Little Q. ist gut ausgegangen, Little L. bekommt die perfekte Erstklasslehrerin, mein neuer Job ist gebongt, der Oberchef hat sich soweit berappelt, dass er wieder mit mir spricht und nicht mehr wütend ist, dass ich ihn "verlasse". Die Dinge, um die ich mir jetzt Gedanken mache, weil ich mir immer Gedanken mache, wie "Hoffentlich habe ich beim 25mal Sommerurlaubreservierungchecken nichst übersehen" und "Hmmm, noch sechs Monate bis Skiferien und bis auf die Reservierungsbestätigung ist nix da" und "Ich habe noch keine Packliste für die Sommerferien"" sind sogar in meinem Kopf Luxusproblemchen."
So war das gestern mittag. Gestern abend habe ich wieder in der Farbe von Rotwein gepinkelt. Der schöne Plan von "mit dem Hübschen bei einem Gin Tonic die schlechte Verfilmung eines schlechten Buchs" anschauen wurde eingetauscht gegen "Bei viel Wasser und eine alkoholfreien Weissbier mit dem Hübschen einen echt schlechten Actionfilm anschauen und in sich reinhorchen, ob ich eher Blasenentzündungssysmptome oder Nierenkoliken bekomme". Kein guter Tausch, auch wenn keins von beiden eintrat.
Der grusligste Tunnel in Basel: Vom Parkhaus zum Krankenhaus

Aber mit sozusagen personalisierter Werbung
Und so habe ich dann heute morgen (und den Rest vom Tag) das getan, was ich mit den Urologieoberarzt abgesprochen hatte: ich bin in die Notfallstation des Unispitals gegangen, habe erzählt, was los ist und gesagt, dass da schon eine grosse Akte von mir existiert.
Gottseidank war ich mit urschweizer Notfallnahrung und genug Lesestoff ausgestattet für den ganzen Tag
Ich erspare ihnen die grusligen Details, aber entspannter Sonntag ist anders. Immerhin habe ich zwei Rizzoli&Isles-Bücher gelesen, Unmengen Blutröhrchen und Urinbecher gefüllt, das Kanban-System für Verbrauchsmaterial bewundert (auch wenn das Untersuchungszimmer nicht korrekt bestückt war: die 1L- und 100mL-Flaschen NaCl-Lösung waren vertauscht und die Handschuhe am falschen Platz, aber ich denke, je nach 5S-Ziel könnte das reichen), jeder, dem ich meine Story geschilder habe, hat mir freudestrahlend versichert, dass das sehr ungewöhnlich wäre, aber vermutlich müsse ich nicht über Nacht bleiben.
Ich wäre ja an sich sehr happy mit dem Befund "irgendwas-Entzündung, hier Antibiotika, gute Besserung und tschüss" gewesen, aber so einfach wäre ja auch langweilig, oder? Stattdessen gab es "Hmm, ausser Blut nix, das ist seltsam", Nierenultraschall ("Alles super"), Blasenultraschall (dito), die Ankündigung, dass man da aber schon noch mehr diagnostisch machen müsse ("Hmm, ja, Sie haben schon Blasenspiegelung, Spülung, Kontrastmittel-CT, da gibt es eigentlich nur noch CT mit Kontrastmittel in die Harnleiter gespritzt und Nierenbeckungspülung, aber keine Sorge, das wird mit Vollnarkose gemacht"), aber: "Wenn Sie eh schon mal da sind und es grad auch wirklich akut ist, dann können wir Ihnen anbieten, auch heut grad nochmal eine Blasenspiegelung zu machen."
Was soll man da sagen? "Super, es regnet eh draussen und ich hab heute nix spezielles vor. Blasenspiegelung klingt toll." Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann, oder?
Also: Mittagspause in der Krankenhauscafeteria (das letzte Mal war ich da, als ich auf Little L.s Nabelbruch-OP-wartete, auch nicht toll, davor als Little L. auf die Welt kam.),
Die Cola hat fast den richtigen Namen!
Und es gibt Dinge, die probier nicht mal ich.


dann: Blasenspiegelung. Was soll ich sagen? Urologie ist schon ein undankbarer Job, weil: alles, was Sie mit Ihren Patienten machen, ist echt scheusslich für die. Dank Petidin satt hatte ich gar nicht so schlechte Erinnerungen an meinen ersten Besuch dort, aber sagen wir mal so: ohne Opiat-Dröhnung sollte man seine Würde (ich stelle mir die als eine Frau in Highheels, Business-Kostüm und perfekter-Fönfrisur vor, so ein bisschen wie eine junge Hillary Clinton) im Wartezimmer parken und einfach Zähnezusammenbeissen und durch. Verstehen Sie mich nicht falsch: die ÄrztInnen und PflegerInnen dort sind grossartig. Sie wissen, dass das, was sie tun, den Patienten nicht nur aus Schmerzgründen extrem unangenehm ist und bemühen sich wirklich, das so dezent, schmerzlos und "angenehm" wie irgendmöglich zu machen. Soweit wie sie das beeinflussen können, machen sie das grossartig. Aber: Blasenspiegelung ist .... naja. Schon echt ätzend. Aber jetzt auch vorbei und leider (gottseidank?) hat man nix gesehen
Das Folgegespräch mit dem Oberarzt hat mich dann trotz vorher wegen Schmerzen und Angst und überhaupt verquetschter Tränen zum Lachen gebracht, er hat nämlich gesagt: "Wissen Sie, wenn es die erwartete Entzündung nicht ist, dann muss man sich auch auf die unerwarteten Dinge gefasst machen und das kann dann manchmal auch ein Wurm sein, der sich in der Blase festgesetzt hat..." und man hat ihm richtig die Begeisterung angemerkt, dieses Wissen zu teilen, und erst als ich mir die Ohren zugehalten habe und "Lalalalala, ich hab Kopfkino" gesagt habe, hat er damit aufgehört. Also: auch kein Blasenwurm und bald krieg ich 20 Minuten Vollnarkose und Schläuche mit Kontrastmittel und Zeug ganz weit rein und ich schwanke zwischen "Macht ihr mal, mit Narkose spür ich nix davon" und "Gehts noch? Unter Vollnarkose? Schläuche? In mich rein?", aber was solls.... Immerhin, und das hat den Sonntag so ein bisschen gerettet, wurde mir versichert: "Was wirklich Schlimmes ist es nicht, jede Art von Tumor hätten wir beim letzten Mal schon gesehen." Das war mir nämlich erst nicht so klar und ach.... ich hasse es, dem Hübschen vor lauter Angst am Telefon was vorzuheulen.... Jetzt steht irgendwas von "vielleicht Filterstörung der Nieren" im Raum, aber ich habe keine Nerven auf Dr. Google, wo ja eh bald in mich reingeschaut wird. Das Wichtigste: nix wirklich Schlimmes. Und kein Wurm.
Nach dem üblichen Parcour zurück zur Notfallstation, dreimal überprüfen, ob ich auch wirklich mit allem fertig bin und, ach ja, Zugang müssen wir noch rausmachen, war es dann halb fünf, bis ich daheim war.
Um den Sonntag dann noch einen Anschein von Normalität zu geben, habe ich den für heute Nachmittag gedachten Pfirsich-Nektarinen-Pie gebacken (gibts dann halt heute abend als Dessert vor dem Fernseher) und wir haben die niegelnagelneue Feuerschale eingeweiht.



Viel trinken, haben sie gesagt (keine Sorge, ist alkoholfreies)


Die nächste Woche kann mich nicht mehr schocken... echt jetzt.


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6 Kommentare:

Kathrin hat gesagt…

Was für ein blödes wiederkehrendes Sch.....kram!
Gute Besserung!

Sigrid hat gesagt…

Sie und Ihre Nieren sind auch eine unendliche Geschichte.
Schön, dass vorerst nichts schlimmes gefunden wurde. Drücke die Daumen, dass es dabei bleibt.

Claudias rosige Zeiten hat gesagt…

Ohhhh neeee !!!
Nicht schön !
Liebe Grüße

Unknown hat gesagt…

Daumen sind gedrückt! Gegen alles! Und Blasenspiegelung (3 mal hinter mir, ohne irgendwas an Doping) ist echt...nun sagen wir...unangenehm, wobei der erste Toi-Gang danach immer das Schrecklichste war...Aber:Think positiv! You will get it, head up! (Nein, das heißt nicht KOPF AB!)

Bauherrin hat gesagt…

Diese ganzen Nierenuntersuchungen haben wir mit dem 5jährigem Sohn auch gerade hinter uns gebracht. Leider in unserem Urlaub. In Neuseeland. Den Urlaub hatten wir auch anders geplant.
Aber hey, Kind ist gesund, wir kennen jetzt nette (deutsche!) Ärzte auf der anderen Seite der Welt und wer kann schon von sich behaupten den Traumurlaub in Hastings auf der Kinderstation verbracht zu haben?

sabigleinchen hat gesagt…

Ach du meine Güte, was für ein Sonntagsprogramm :(. Das stelle ich mir alles sehr schlimm vor. Sehr tapfer hast du das durchgestanden.
(Entschuldige übrigens, dass ich dich immer duze... aber ich bringe es nicht über mich in der Blogwelt zu siezen... ich kenne ja kaum Blogger "in echt", aber deshalb sieze ich die auch nicht. Ich hoffe das ist für dich trotzdem ok, sonst sags ruhig :)).

Hoffentlich finden sie bald heraus was du hast, das ist ja echt unheimlich. Gute Besserung