Samstag, November 26, 2016

Black Friday Soap

Ich befürchte, ich kann so schnell nicht wiede rzum Lottomann wechseln, den neuen Paketshop habe ich noch lang nicht durchgespielt.
Ich habe mich ja nach dem letzten Debakel via Twitter bei Hermes beschwert und als Geste guten Willens ein paar Paketgutscheine bekommen. Damit bin ich gestern dann wieder einmal hingefahren und habe "Konstantin, die Postschildkröte" und das andere Twitterpaket weitergeschickt. Und, man soll ja auch das Positive sehen: meine Idee, die beiden Pakete mit Paketband zusammenzukleben und als eines zu verschicken, schien zwar den Hermes-Richtlinien zu widersprechen, aber dafür krabbelte die Paketshopfrau in ihren Pappkartonabfall und holte mir einen grossen Karton raus (Autotuningzubehör), in den beide Pakete passten und jetzt stilecht nach Hamburg reisen.
Deswegen war ich ganz euphorisch, als ich heute nachmittag die Email bekam, dass mein Black-Friday-Einkauf bei Esprit im Laden eingetroffen sei. Ich hatte ausserhalb meines klassischen Beuteschemas (blau, türkis, schlicht) eingekauft (schwarz, glitzer), ausserdem hatte mich der Hübsche mit "Ich brauch nix, aber eventuell findest Du ja was für mich. Glaubs aber nicht" herausgefordert.
Der Hübsche beschloss spontan, dass er sich gar nicht vorstellen könnte, dass es jedesmal so ein Drama wäre, da ein Paket zu bekommen, also kam er mit. Was soll ich sagen? Keine Erwartungen wurden enttäuscht:

Schon beim Reinkommen sah ich hinter dem Tresen einen Rollwagen voller Pakete, obenauf ein Esprit-Paket, das von der Grösse her so aussah, als ob zwei Paar Schuhe, drei Longsleeves, drei Hoodies, Ohrringe und ein Kleid* reinpassen würden. Also:

Frau Brüllen: "Hallo, mein Name ist Frau Brüllen, ich habe grad die Email bekommen, dass mein Esprit-Paket hier angekommen ist, ich glaube, es ist grad das da."
Hermes-Frau: "Nein, sicher nicht, die sind grad erst gekommen, die sind gar noch nicht eingebucht, ich geh mal suchen." Abgang ins Lager rechts.
Frau Brüllen zum Hübschen: *vielsagender Blick".
HF: taucht wieder auf, ohne Paket: "Da ist nix. Das Paket ist nicht da."
Der Hübsche: lehnt sich auf den Tresen, schaut erwartungsvoll.
FB *atmet tief durch, lächelt milde*: "Ich bin mir sicher, dass es da ist. Ich habe die Email gekriegt, brauchen Sie die Sendungsnummer? Oder vielleicht schauen Sie doch mal das Esprit-Paket an, dass da auf dem Wagen liegt?"
HF: "Ich weiss auch nicht, wie verpackt Esprit nochmal?" Abgang ins Lager links, murmelnd.
Der Hübsche: hätte gern Popcorn.
Frau Brüllen: atmet.
HF taucht von links auf, ratloser Gesichtsausdruck: "Da ist auch nix. Ich weiss halt echt nicht, wie Esprit-Pakete ausschauen."
Der Hübsche: hebt die Augenbrauen.
Frau Brüllen, zuckersüss: "Ich würde sagen, so wie das da auf dem Wagen. Vielleicht schauen Sie doch mal auf den Adresskleber?"
HF: "Du, Frau Müller, wo könnten denn noch Pakete sein? Die Kundin bräuchte ein Espritpaket und da ist nur der Stapel, der noch nicht eingebucht ist!"
Frau Müller: "Frag sie mal, wann das Paket angekommen sein soll."
HF: "Wann soll das Paket denn angekommen sein? Hier ist es nämlich nicht"
Frau Brüllen: "Um 13:31h. Das war vor einer halben Stunde. Deswegen würde es ja ganz gut zu den neuen Paketen passen. Und auch, weil es das einzige Esprit-Paket im Laden zu sein scheint."
HF schaut auf die Uhr: "Ja, das war schon. Hm. Komisch. Jetzt schau ich vielleicht doch mal. Aber das kann eigentlich nicht sein, weil, gell, Frau Müller, wir haben die noch nicht eingebucht."
HF nimmt mit spitzen Fingern das Paket vom Wagen.
HF: "Wie war der Name noch mal? Frau Brüllen? Hm. Ja. Das ist dann wohl Ihres."
Frau Brüllen: "Super, da haben wir ja alle echt Gück gehabt."
HF: "Ich kann Ihnen das halt jetzt leider nicht geben, weil das ist noch nicht gebucht."
Der Hübsche: lehnt sich bequemer an den Tresen ob dieser unerwarteten Wendung in gefühlt letzter Minute.
FB macht schmale Augen, atmet tief: "Ich bin mir sicher, dass wir da eine Lösung finden. Jetzt. Ganz schnell. Oder ich nehms einfach. Und lauf weg."
Gottseidank wusste Frau Müller, wie einbuchen und ausbuchen geht, weil mit Schnappen und Rennen hätte ich vielleicht den unendlichen Respekt des Hübschen und der restlichen Kundschaft verdient, aber ich könnte nie wieder dort hingehen. Und es sind noch mindestens drei Pakete auf dem Weg dorthin. (Limango. Grün.)

*Das Kleid sieht an mir übrigens ganz schlimm aus. Der Rest: super.

7 Kommentare:

Julika hat gesagt…

Frau Brüllen, ich liebe Ihre Paketdienstgeschichten. Man kann sich so gut darin wieder finden :) Wenn man nur zwei Wochen lang diesbezügliche Andekdoten sammeln würde, hätte man ein Buch zusammen und es würde bestimmt ein Bestseller werden!
Liebe Grüße von Julika, die auf der Jagd nach Paketen schon durch´s ganze Viertel geschrubbt ist und seit einer Woche von Hermes nicht mehr auffindbar ist

FrauH_ausDA hat gesagt…

So schön! Solche Erlebnisse hatten wir bisher nur bzw. Immer beim abholen von GLS Paketen... Abgesehen davon, dass der Fotoladen (wer genau braucht sowas heute noch?) sowas wie dreimal die Woche für 2 Stunden offen hat, herrscht dort ein unendliches Paketchaos.
In unserem Fall mit 100 weißen und braunen Paketen und einem kleinen roten.
Ich: Es ist von Vodafone, vielleicht ist es das rote.
Rest der Konversation ging ähnlich wie oben beschrieben ;-)

Insofern: mein Beileid, ich hoffe die schönen Klamotten trösten darüber hinweg und ich freue mich schon auf die grüne Limango-Fortsetzung!

asty hat gesagt…

Liebe Frau Brüllen,

das ist so krass, dass man es gar nicht glauben kann!
Ich gehe übrigens immer (also vielleicht so 3-4 mal pro Jahr, so viel bestelle ich gar nicht) in Friedlingen/Weil am Rhein - in der Nähe vom Rheincenter - meine Pakete holen. Das klappte bisher immer absolut zuverlässig. Das war auch anfangs mal so ein Lotto-Laden, aber inzwischen mussten die massiv ausbauen und haben ein gigantisches Lager und man muss Wartenummern ziehen. :-) Trotzdem klappt es.

Ist nicht gerade bei Ihnen um die Ecke, aber vielleicht mal eine Alternative?
Andererseits bekämen wir dann nicht mehr diese lustigen Geschichten zu lesen..... hm.

Liebe Grüsse
asty

Anonym hat gesagt…

Hallo,
seit mich mein Hermes -Bote im Viertel erkannt hat, gibt er mir die Pakete fürs Haus mit, wenn er mich irgendwo sieht.
Sollte wohl mal meinen Tariflohn einfordern.
Aber ich mag ihn einfach zu gern!
Aber bitte mehr der Geschichten!
LG Chris

Anonym hat gesagt…

Ich habe erst heute (am 1. Advent) ein Paket eines Bücherversandes VOR meiner Haustür gefunden... ich war den genauen Tag zuhause, und ich wohne NICHT in einem Wohnblock mit -zig Etagen...
Es ist zum heulen...
Liebe Grüße Jonna

Anonym hat gesagt…

Hallo,
könnte man nicht einfach mal eine Sammlung dieser Geschichten vom Paket geliefert und abgeholt, machen???
Das wird sicher eine kaum zu übertreffende Serie:
Bei uns, wir wohnen ausserhalb des Dorfes, so ganz allein:
Hermes stopft alles in den Briefkasten, was er irgendwie falten kann. Auch die Pappbriefkuverts von Amazon. Große Pakete wirft er über den Zaun.
DPD hat einen Netten, der gibt mir die Pakete gegen Unterschrift. Dafür besteche ich ihn mit Marzipankartoffeln...
Der andere wirft die Pakete in den Vorgarten...
Unsere DHL Postbotin gibt sie mir gegen Unterschrift, bekommt ein Weihnachtsgeschenk aus Schokolade....
Der Aushilfs DHL Postbote gibt sie jemand in einem anderen Ortsteil, der auch Hausnummer 1 hat.
Der UPS kommt ganz selten, wirft sie auch über den Zaun.
Und wenn ich ein DHL Paket verpasse muss ich zur Postfiliale im Eisenwarenladen, die hat offen gefühlt nie, dafür werde ich eingehend befragt, bevor ich mein Paket bekomme.
Und die weiß aber schon, wenn ich den Laden betrete, welches der Pakete mir gehört!!! Die hat alle Namen auf den Paketen schon gelesen, wer was von wem bekommt!
Da überlegt man sich dann schon, was schlimmer ist, die Variante von Frau Brüllen, oder " Gell, Sie wollen Ihr Paket von Alando abholen?" (ich werde sie mal fragen, ob sie hineinschaun will, oder ob sie schon weiß, was drin ist...)
langer post, ich weiß, aber so ist es halt. lg Frau D aus U

Graugrüngelb hat gesagt…

Gestern Mittag - Ging Gong - der Postbote steht vor der Tür mit reichlich Post und einem Paket. Drückt mir alles in die Hand und wendet sich zum Gehen. "Muss ich nicht unterschreiben?" frage ich. "Ach, du weißt doch, ich sehe das nicht so eng. Sonst lege ich es ja auch auf die Terrasse." Ich weiß gar nicht, was mich mehr verwirrt: Dass er mich mal eben dutzt oder dass er so gar kein Unrechtsbewusstsein bezüglich Paketen auf der Terrasse hat. Andererseits: Immer noch besser, die Pakete liegen auf der Terrasse (wo ich sie dann durch Zufall irgendwann entdecke - denn Benachrichtigungen werden völlig überbewertet) als dass sie direkt vor der Haustür liegen (DPD) oder in der Papiertonne oder im Gelben Sack (Hermes).