Dienstag, November 26, 2013

"Man weiss es einfach nicht"

Gestern auf dem Kinderkrippenelternabend waren ein Thema (neben Mobbing, Mittagessen, Tischmanieren, Pünktlichkeit, Ersatzkleidung und Süssigkeiten) eben auch Doktors.pielchen.*
Ohne das Thema zu vertiefen (*), möchte ich einen kleinen, aber, wie ich finde, grossartigen Ausschnitt aus meinem Nachfolgegespräch mit Little L. hier festhalten.

Wir haben also auf dem Heimweg ganz unverkrampft über "Wer hat was? Muss ich das anderen zeigen? Möchte ich das von anderen sehen? Soll oder muss ich alleine auf die Toilette gehen? etc." gesprochen und irgendwann kam von meiner Seite die Frage auf:
"Du, sag mal, waren da auch manchmal Mädchen dabei?"
Little L. sah mich ganz offen an und meinte: "Nein, ein Mädchenpfiffli (Pfiffli ist hier eine gängige Bezeichnung für das männliche Geschlechtsorgan) habe ich noch nie gesehen."
Auf mein "Jaaaaaa, Little L., das glaub ich schon, Mädchen haben ja auch kein Pfiffli."
Und dann kam der mitleidige, geduldige Blick von unten "Orrrrrrr, Mami, Mädchen habe ich gesagt. Klar, Frauen haben kein Pfiffli, Mädchen aber schon. Das fällt ab, wenn sie eine Frau werden."
Irgendwie habe ich es geschafft ernst zu bleiben und habe Zweifel (aus eigener Erfahrung, wenn ich hier mal offen sprechen darf) am Wahrheitsgehalt dieser Behauptung angemeldet.
Little L. hat also lange nachgedacht und kam dann zu dem Schluss: "Mami, es ist einfach so: Man weiss es einfach nicht. Weil Mädchen nie ihre Hosen ausziehen".

Was immerhin meine Ausgangsfrage sehr eindeutig beantwortet hat.


*Disclaimer: In diesem Post möchte ich nicht

  • über das Für&Wider von Doktors.pielchen unter Gleichaltrigen (Gemischtaltrigen, Erwachsenen) diskutieren
  • über die Sexualerziehung meiner oder irgendwelcher anderer Kinder diskutieren
  • über die Bezeichnung von Geschl.echtsorganen in der Kindererziehung diskutieren
  • über die Wahrung der Privatsphäre meiner oder irgendwelcher anderer Kinder in meinem  oder irgendwelchen anderen Blogs diskutieren.
Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich hier sehenden Auges in ein Trollinferno laufe, aber mei, so ist das Bloggerleben.

Freitag, November 22, 2013

Happy Winteranfang.

Mir geht es ja wie Frau Mutti. Ich liebeliebeliebe Schnee. Und so bin ich gestern voll der Glückshormone durch die kalte, nasse Dunkelheit Richtung Kinderkrippe gelaufen und habe auf dem Hinweg allein, auf dem Rückweg mit den Kindern mit der Zunge Schneeflocken gefangen.



Überhaupt bin ich mittlerweile wieder normal. Das "Trimagische Turnier" ist vorbei, es ist anders ausgegangen, als ich mir das erhofft habe, aber hey: nach dem Turnier ist vor dem Orden des Phönix oder so und es wird sich was tun, vielleicht schnell, vielleicht nicht so schnell, aber was sich ganz schnell schon getan hat, ist, dass ich nicht mehr nur noch (wenig) schlafe und arbeite, sondern eher lebe und auch arbeite. Ich falle nicht mehr jede Tag vor Müdigkeit den Tränen nahe ins Bett, ich rede und denke wieder über andere Sachen als die Arbeit, ich bin wieder ich. Danke fürs Daumendrücken, hat zwar nicht das im Moment erhoffte Ergebnis gebracht, aber einen Haufen Türen, von denen ich nichts gewusst habe/nicht zu träumen gewagt habe, aufgestossen. Kryptik galore, ich lass das jetzt mal so.

Ansonsten hat Little L. im Kindergarten einen Brief nach Hause geschrieben, mit klaren core competencies seiner Eltern:




Der erste Gryffindor-Fanschal ist schon (erst, eigentlich) einen halben Meter lang. Spannendes Stricken ist anders, aber die Jungs sind begeistert.

Ich habe endlich Toffee-Nosed-Friends zugeschnitten:
Die Jungs mit ihrer neuen Lieblingslektüre. Habe Post-its zum Markieren der Weihnachtswünsche ausgegeben.

Fertig: ein Huhn für mich, eine Katze für den Hübschen (und eine echte für uns alle, aber die ist schon alt und war deshalb nicht dazu zu bewegen, das Setting zu verlassen)

Zwei Frottee-Katzen auf dem Weg in Weihnachtspakete:
Ich liebe diesen Gesichtsausdruck...
Little Q. hat sich einen Bären gewünscht und selber ausgestopft, nachdem sie das in Textilem Werken in der Schule schon mit der selbergenähten Tigerente gelernt hatten. Little L. wollte einen grünen Hund:


Ach ja. Wir starten also in ein extrem gemütlich geplantes Wochenende (wehe, es geht wieder ein Warenlift kaputt!), gleich geht es noch zum Standortgespräch mit Little Q.s Lehrerin, am Abend ist Krippenspielprobe und den Nachmittag werden wir mit einer wechselnenden Zusammensetzung aus eigenen und geliehenen Kindern verbringen.
Ich wünsche Ihnen allen ein traumhaftes WE und melde mich sozusagen in alter Form zurück.

Mittwoch, November 20, 2013

Mr. and Mrs. Smith and the Wesson Sons

Ach ja. Auf dem Kindergeburtstag meines Patenmädchens wurden die Jungs (und ich auch, aber ich habe praktisch nie eine in die Hand bekommen) angefixt in Sachen Nerf-Guns. Und weil der grösste und einzige Streitpunkt (neben: Bis wieviel muss man zählen, wenn man getroffen wurde?) war, dass es eine Gun zu wenig für alle Spieler war, hat bei uns jeder eine bekommen (bezahlt haben wir mit unseren pädagogischen Prinzipien. Sozusagen)

Sonntag, November 17, 2013

Wochenend-Tagebuchblogging

Das Wochenende nach der Woche ging erst mal ziemlich genau so weiter, wie die Woche erahnen liess.
Am Freitag hiess es: Grosseinkauf, Winterstiefelkauf für Little L (das Kind liebt mich: neongelbe Sohlen, Ninja drauf und rot blinkende Wurfsterne. Ich finde: Ricosta, wasserdicht. Augen zu und durch), Mittagessen, Little Q. pünktlich zum Religionsunterricht schicken, dann Little Ql. verfürht vom Religionsunterricht abholen, weil Kinderarzttermin wegen vereitertem Nagel (alles i.O.), dann Winterstiefelkauf mit Littel Q. (kein Geblinke, einfach blau und warm), Kinder püntklich zur Probe vom Krippenspiel abliefern (sie sind Dachs und Babyrentier. Ich warte jährlich auf den Hummer und den Oktopus), abholen, spontane Eröffnung der Raclettesaison, fertig.
Für den nächsten Morgen hatte ich mir den Wecker um viertel vor acht gestellt, weil ich endlich, endlich einen Friseutermin ausgemacht hatte. Und als mich der Hübsche dann im Stockfinsteren sanft weckte, war ich sofort bereit, aufzustehen, mich anzuziehen und Richtung Kopfhautmassage abzudüsen. Leider war es aber erst viertel vor zwei und ich hatte das Diensthandy überhört. Nun ja. Wach war ich eh schon, mit allen Abklärungen online, halbwegs lösungsorientierten Vorschlägen und dem nachfolgenden Adrenalinflash war es dann ungefähr vier, bis ich wieder schlief.....
Am nächsten Morgen dann also: Friseur. Danach war ein entspanntes: "Ich bin ganz allein in der Stadt und kann ganz entspannt bummeln, Makeup-Nachschub kaufen, durch den Buchladen stöbern, Nagellacke ausprobieren, Duftproben einheimsen (und 5 Paar schwarze Socken in 43-46 besorgen und genug Wolle in weinrot und goldgelb, um zwei Gryffindor-Fanschals zu stricken)" geplant. Stattdessen war mir ob der Nachtaktion ein bisschen unwohl, auf den Weg zum Spielzeugladen rief ich im Betrieb an und schnell war klar: ich muss hin, telefonisch wird das nix. Also habe ich schnell die Wichtelsachen und die Gryffindor-Wolle besorgt, auf die Socken und den Nagellack verzichtet (man muss Prioritäten setzen) und bin anstatt nach Hause in die Werkstiefgarage gefahren. Drei Stunden später wusste ich, wie man die Feuerwehr auch ohne Notruf erreicht, wenn es kein Notfall ist, hatte alle Eventualitäten abgeklärt, mit dem Nachbarbetrieb einen Deal ausgehandelt, den Chef informiert, meine frisch geschnittenen und geföhnten Haar mit der Sicherheitskappe verdrückt, naja, und dann war endlich Wochenende. Ich kam rechtzeitig heim, um dem Hübschen das Auto zu übergeben, der wollte nämlich zur Einweihungsfeier ihrer neuen Kampfsportschule und Little L. zu der Zumba-Geburtstagsparty zu bringen. Nach kurzer Panikattacke ist er dann dortgeblieben und ich habe als einzige Mutter das Angebot, doch zu bleiben und mitzumachen, danken ausgeschlagen.
Daheim habe ich mir dann einen ganz gemütlichen Nachmittag mit Little Q. gemacht. Er hat einen Wunschzettel geschrieben (@Verwandtschaft: es gibt Wünsche. Detaillierte), wir haben geklärt, dass "Die Originalzauberstäbe von Harry Potter, Albus Dumbledore, Severus Snape und Lord Voldemort aus dem Film, in der leuchtenden Variante") ein bisschen viel des Guten ist und er hat sich für (muss ich mir da jetzt Sorgen machen?) den hier entschieden.
Ich habe eine grosse Portion "Toffee-nosed Friends" zugeschnitten und dann war es auch schon Zeit, Little L. abzuholen. Ich fürchte, er hat sich mit seinen Freunden benommen, wie meine Oma immer gesagt hat, wie die Sau auf dem Sofa, aber die Zumba-Instructorin hat ihn mit den Worten "Ich bin ssssso sssstolss auf dich, obwohl du ersst niss mitmachen wolltessst, hassst du dann doch das Ssstühlchen ssstehen lassen und getansssst" (ich wette, sie hätte ihn nach den ersten Kung Fu-Kicks am liebsten am Stuhl festgetackert)..
Kaum daheim mussten wir auch schon Little Q. für die Nachtübung der Pfadis warm einpacken, abliefern, und dann war es eigentlich gemütlich: Brathähnchen zum Abend, mit dem Hübschen "Before Midnight" schauen, kaltes, aber glückliches Kind aholen, fertig.

Der Sonntag hat dann zwar wieder früher als geplant begonnen, Little Q.s Religionsklasse gestaltete nämlich den Herbstgottesdienst. Haben wir also mal die reformierte Kirche im Dorf kennengelernt. Und die Pfarrerin die Religionsklasse. (Ich nehme an, die Katechetin hat zwischendrin bereut, dass sie die Kinder schon eine Dreiviertelstunde vor Beginn zum Proben bestellt hatte. Das war nämlich schnell erledigt und dann nahmen die Kinder die Kirche unter die Lupe. Nach ca. 10 Minuten kamen sie staubbedeckt, aber freudestrahlen aus dem Keller "Wir haben einen Safe entdeckt!".
Alles in alle lief aber alles gut und ich war froh, dass es nicht eines meiner Kinder war, das nach dem Vorlesen seiner liebevoll abgeschriebenen und bunt ausgemalten Fürbitte ("Lieber Gott, wir danken Dir für all die verschiedenen Blumen") das Gesangbuch wie ein Maschinengewehr unter den Arm klemmte und imaginäre "ratatatatatata"-Salven auf die Gemeinde abfeuernd auf seinen Platz zurückging.

Gerade rechtzeitig zur Maus kamen wir nach Hause, anschliessend haben sich alle verzogen und das getan, wonach ihnen gerade war: Ich zum Nähen, Little Q. zu seinem Harry-Potter-Buch, der Hübsche an den Computer, Little L. zum Lego. Und nur unterbrochen durch Waffelbacken und -essen, Bauklötze vom Schrank holen, Kugelbahnaufbauen, Krustenbratenzubereiten und-essen war eigentlich gar nix los und das war genau, was ich brauchte.

Auf in die nächste Woche!

Skandaaaaaaaaal um Rosi

Nach dem Artikel bei kleinerdrei über die US-Serie "Scandal" bin ich braver Internetlemming wie gefühlt meine ganze Twittertimeline brav zu dem Onlinehändler meines Vertrauens gedackelt und habe die erste Staffel bestellt. Nach ersten technischen Schwierigkeiten (es gibt doch tatsächlich noch Ländercode 1-DVDs und nicht codefree-DVD-Player...) gings los. Seit "The West Wing" bin ich ja ganz grosses US-Politik-Serien-Fangirl, auch "House of Cards" war da grossartig. Und Eli Gold, der PR-Mann/Krisenmanager in "The Good Wife" ist ja mein persönlicher Lieblingscharakter in dieser grossartigen Serie. Was soll da mit einer Serie, in der eine Frau (ftw!) eine Krisenmanagerin in Washington spielt, schon schiefgehen?
Nun. Was soll ich sagen? Wenn ich vorher weder "The West Wing" noch "The Good Wife" gesehen hätte und "Grey's Anatomy" ("Scandal" stammt auch aus der Feder von Shonda Rhymes) immer noch so gut fände wie in den ersten Staffeln, würde ich vermutlich sagen: super Serie, nett anzuschauen. So sage ich: Boaaaaaaaaah, das geht doch besser! Viel besser!
So wurden Versatzstücke aus den bekannten Serien mit ganz viel Herzschmerz verquirlt, es gibt einen Präsidenten mit McDreamy-eskem Haar und wenig sonstigem Profil, eine angeblich supertoughe "Fixerin", die allerdings all das was sie tut, entweder tut, WEIL sie ganz schrecklich verliebt ist, oder aber OBWOHL sie ganz schrecklich verliebt ist. Anstatt cool zu taktieren und raffiniert die Politikbonzen gegeneinander auszuspielen, steht sie andauernd mit zitternder Unterlippe da, die Augen schwimmen fast immer in dramatischen Tränen, der Busen bebt, ganz grosses Kino. NICHT. (Okay, die jeweils in einer Folge abgeschlossenen Fälle, die löst sie schon geschickt, aber die grosse Rahmenhandlung basiert eben einzig und allein auf Herzschmerz und zitternder Unterlippe).
Die Nebencharaktere sind zwar mit grossangelegten Backstories angelegt, bleiben aber neben den screenfüllenden Unterlippen und tränenschweren Augen von Olivia Pope seltsam flach. (Klar, ist erst die erste Staffel, kommt bestimmt noch mehr. Aber.)
Ich finde das wirklich schade. Nach der begeisterten Besprechung bei kleinerdrei hätte ich mir wirklich eine Serie mit starken Frauencharakteren erwartet. Und darunter verstehe ich nicht eine nur scheinbar toughe "Gladiatorin im Anzug" (Anzug hat sie ganz selten an. Da sieht man den bebenden Busen auch so schlecht), einen Junioranwältin mit Bambiaugen und ohne Plan und eine Vizepräsidenten (yeah, Frau mit Macht, eigentlich), die als bibelverrückte Schrapnelle als uncooler Counterpart zum Präsidenten mit dem schönen Haar herhalten muss.
Am interessantesten finde ich noch die First Lady, die als einzige Frau in der Serie genau weiss, was sie will, wie sie es bekommt und nicht andauernd weint und bebt und zittert.

So. Auch wenn sich das jetzt vielleicht so liest, ein Verriss ist das jetzt nicht (nur), Scandal ist durchaus eine nette* Serie, die man schnell runterschauen kan, ich treue Seele werde auch die restlichen Staffeln schauen (ich will ja auch wissen, wer nun Quinn Perkins ist),sie ist unterhaltsam, spannend, aber dieganz grosse feministische Serie? Näääääääh.


PS: Für die, die wirklich gute Serien sehen wollen: die 4. Staffel von "The Good Wife" ist mittlerweile als UK-Import erhältlichn.
*Wir wissen ja alle, was "nett" heisst ;-)

Donnerstag, November 14, 2013

Wochenende = Nähzeit

Damit es hier übrigens nicht ganz so arg dramatisch klingt, hier noch ein Zeichen dafür, dass ich auch noch ausserhalb der Arbeit existiere: am Wochenende habe ich mal wieder richtig die Näh- und Stickmaschine glühen lassen.
Dabei kam folgendes raus:
Ein paar Stern-Prototypen nach der Weihnachtsstickdatei von Farbenmix (ab morgen bei Kunterbuntdesign)


Ein Klassiker aka Geburtstags-Imke für eine Kindergartenfreundin von Little L., die ihn zu ihrer Zumba-Party im lokalen Zumba-Studio eingeladen hat (sic!) mit den üblichen Stars'n'Numbers und einem, grossen Bloombird aus der aktuellen Stickdatei von Sari Ahokainen (Auch morgen bei Kunterbuntdesign)



Den gleichen Bird in anderen Farben gab es auf eine kuschlige Baby-Kombination (die klassische Zwergenverpackung incl Schnabelinas Regenbogenbody) für das für Weihnachten angezählte Baby einer Freundin meiner Schwester:

Eigentlich wollte ich Little L.s Puppi als Modell haben, aber der kommt wohl ins Trotzalter, weil laut Puppenpapi Little L. hatte der "grad gar keine Lust auf Meitlikleider anprobieren". Nun denn. Der Bär sprang ein und quetschte sich in die etwas knappen Kleider ;-)



Zu Toffee-Nosed-Friends, den grossartigen Kissentieren von Frau Mutti und Mme Ouvrage hat es leider nicht mehr gereicht, aber für Weihnachten haben die Jungs schon  Bedarf an den coolen Tieren angemeldet. Ich glaube, für mich brauche ich unbedingt ein Huhn mit geringelten Füssen. Falls Sie schneller sein wollen: bei Farbenmix gibt es das e-book ab heute

Work-Life

Es ist hier ruhiger geworden, als mir das lieb ist. Der Grund ist klar: ich arbeite im Moment viel. Und zwar viel zu viel. Das ist so, das war halbwegs so geplant (nicht für ganz so lang und nicht mit diesem Hintergrund. ), ein Ende ist halbwegs absehbar (welches Ende, um hier in bisschen Kryptik zu schüren, das ist noch nicht klar, es hat sich sozusagen zum laufenden Trimagischen Turnier ein weiterer Wettkampf aufgetan ;-)), aber diese Woche, die war.... wohoooo!
Ich habe ja mein gesamtes erwerbstätiges Leben (und da zähle ich die Doktorarbeitszeit dazu) postuliert, dass kein Mensch die Wochenenden durcharbeiten muss und dass niemand bis abends um 8 bei der Arbeit, im Labor oder sonst wo sein muss (ausser, man fängt erst echt spät an, das Mitleid für einen Consulting-Kollegen,der regelmässig bis spät abends arbeitet, hielt sich seinerzeit echt in Grenzen, als ich mitbekam, dass er dafür auch immer erst um 11 Uhr miittags mit der Arbeit anfing), weil: mit richtigem Zeitmanagement und fokussiert schafft man sein Pensum in im Schnitt acht Stunden, sonst macht man was falsch und wenn es nur ist, dass man kommunizieren muss, dass das so zuviel ist.
Soviel zur Vorrede, ich möchte meine Meinung zu diesem Thema eigentlich auch nicht revidiren, nur soviel dazu: mit einem 80%-Pensum über längere Zeit hinweg zwei 100% Jobs zu machen, das ist hammerhart. Und diese Woche war nun wirklich der Hammer:
Ich betreue aktuell in der Funktion von Betriebsleiter und Betriebschemiker zwei Grossproduktionen, die im 24h-Takt laufen. Das heisst, alle 24 Stunden, 7 Tage die Woche, werden zwei Chargen fertig, zwei Batch Records müssen reviewed werden, technische Probleme vor Ort geklärt, mit dem Engineering und der Qualitätsabteilung besprochen werden, die eine Produktion ist auch noch das Testspielfeld für zwei neue Projekte, die andere für ein anderes, da müssen Meetings besucht werden, Entscheidungen getroffen werden, Root Cause Analysen durchgeführt werden, Abteilungs-Planungs- und Kontaktsitzungen besucht werden und dann ist der Tag um und man hat noch kein einziges Mitarbeitergespräch (ich bin für 60 Mitarbeiter zuständig) geführt oder auch nur die Folgekampagne vorbereitet
Das habe ich also die letzten vier Monate gemacht und es lief erstaunlich gut. Diese Woche war dann ein viertägiger Workshop angesetzt und Prämisse war: Jeden Tag von 8-16:00h sind sämtliche Termine zu canceln, wir machen diesen Workshop und nur das. Normalerweise hat der Betriebsleiter für so was einen Stellvertreter aka Betriebschemiker, den er dann entweder für vier Tage den Betrieb leiten lässt oder den er zu dem Workshop schickt. Ich steckte da ein bisschen, weil: egal wie ich die Situation drehte und wendete: ich war nur eine Person. Also habe ich folgendes gemacht: ich habe sämtliche Termine von 8-16:00h gecancelt, bin morgens um viertel nach fünf aufgestanden, habe das Frühstück daheim ausfallen lassen (das Beste am Workshop: morgens um acht göttlich frische Gipfeli!), um 6:00hmorgens eingestempelt, bis 7:30h Tagesgeschäft abgearbeitet, um 7:30h die vorverlegte Betriebsmorgensitzung abgehalten, um 8:00h zum Workshop, Mittagessen ausfallen lassen, dafür eine Stunde Tagesgeschäft nachgearbeitet, weiter Workshop, von 16:00h bis 17:00h nachgearbeitet, heim, Kinder abholen, Abendessen machen, vorlesen, ins Bett bringen, 20:00h Laptop an, weiterarbeiten bis 22:00h, dann mit dem Hübschen noch eine Folge „Scandal“ schauen, ab ins Bett, (im Notfall noch ein Telefonat mit der Nachtschicht), und am nächsten Morgen um 5:20h ging das ganze von vorne los.
Was soll ich sagen: es hat geklappt, aber nochmal muss ich das nicht haben. Es blieb nichts liegen, ich schiebe keine Bugwelle an ungetaner Arbeit vor mir her, aber nicht erst, als mir gestern auf einer Workshoptour durch den Betrieb nach dem nicht stattgefundenen Mittagessen dann bei treppauf treppab Pumpenbesichtigen schwarz vor Augen wurdeund ich fast eine Leiter runtergekippt wäre, wurde mir sehr bewusst, dass das zu viel war. Viel zu viel. (Ich musste dann kurz dran denken, dass ich erstens die Unfallstatistik des Betriebs kaputt gemacht hätte und das kurz vor Jahresende und zweitens hätte ich den Ereignisbericht schreiben müssen und dazu hätte ich ja nun wirklich nicht auch noch Zeit gehabt.)
Und so sitze ich jetzt hier neben meinem grossen Harry Potter-lesenden Sohn im Bett und freue mich wie ein Schnitzel darauf, morgen mit gutem Gewissen bsi 7:00h ausschlafen zu können.
Und ja, ich bin insofern selber schuld, dass ich sehenden Auges die Vertretung übernommen habe und auch sehenden Auges nicht um Unterstützung während des Workshops gebeten habe, das hat Gründe, I am kind of making a point.
So, das wars, ich muss jetzt noch schnell virtuell einen Namenszettel in einen neuen Feuerkelch werfen ;-).

Freitag, November 08, 2013

Delegieren rocks

Irgendwann, ich ahne es, werde ich einen Batch Record zum Review bekommen, in dem steht: "Muster entsprach nicht, auf Anweisung des Sohnes der Betriebschemikerin haben wir uns erst mal alle beruhigt, danach war alles nicht mehr so dramatisch."
Meine Kinder sind nämlich irre fürsorglich und spielen ihrer ungeduldigen Mutter hilfsbereiterweise jede Menge Levels von Angry Birds (StarWars, Halloween, normal, StarWarsII) auf dem Smartphone frei. Manchmal wird mein Handy allerdings auch für Anrufe genutzt, zB aus dem Produktionsbetrieb, wenn irgendwas nicht so läuft, wie geplant. Und meine Kinder sind geschickt und können besser am Smartphone Anrufe annehmen als ich.
Und da kann es schon mal passieren, dass ich unter der Dusche stehe und auf einmal Little Q. ankommt und meint "Mami, da hat ein Mann von der Arbeit angerufen und gesagt, es gäbe Probleme mit dem Herrn Fischer. Ich glaube, er heisst Karl."

Mittwoch, November 06, 2013

Jetzt mal ernsthaft

Jetzt mal ganz ernsthaft, meine Lieben: Edward Snowden und Whistleblowing in allen Ehren, tolle Sache, mutiger Mann, etc.
Aber ich verstand und verstehe die ganze Aufregung jetzt ehrlich nicht. Wobei: die Aufregung vielleicht schon, aber nicht die Überraschung und die Entrüstung. Für was sind denn Geheimdienste da, wenn nicht zum Spionieren? Hat denn keiner von Ihnen je einen Agententhriller gesehen? Homeland? Die Bourne-Tri- oder Tetralogie? Die Phantasie der Hollywood-Grössen ist bestimmt grossartig und ich glaube jetzt auch nicht, dass Mis Moneypenny in der englischen Botschaft sitzt oder alle NSA-Agenten annähernd solche Schnuckel wie Daniel Craig sind, aber haben Sie ernsthaft geglaubt, dass Geheimdienste
erstens vorher sagen, was sie tun oder am besten noch vorher fragen, ob das jetzt okay wäre, wenn sie das jetzt mal ausspionieren würden,
zweitens, nur weil man vorne rum vielleicht grad mal halbwegs befreundet tut (ich erinnere nur an die "Old Europe"-Schlammschlacht), auf einmal sämtliche mühsam installierte Spionageausrüstung wieder abbaut, anstatt weiter Daten zu sammeln, wer weiss, wofür man das mal brauchen kann (Little Q. kann auch keine Schraube liegen lassen, obwohl wir genug daheim haben) und
drittens, dass sie damit aufhören, weil man ein Abkommen schliesst, dass man da jetzt vielleicht nicht mehr so super findet.

Wenn Sie das glauben, dann haben Sie wahrscheinlich auch geglaubt, dass Uli Hoeness keine Steuern hinterzogen hat, Bill Clinton nichts mit Monica Lewinsky hatte und Herr von und zu Guttenberg sich seine Doktorarbeit ganz alllein ausgedacht hat.

Ich würde sogar weiter gehen und mal ganz provokant die Frage in den Raum stellen, was die deutschen Botschaften in London, Washington und Moskau so auf den Dächern bzw. auf dem Speicher stehen haben und wer da was mithört. Wundern würde es mich nicht, ich fände es fast schade, wenn unsere eigenen Spione ihren Job nicht machen würden.

Dienstag, November 05, 2013

WMDEDGT im November?

Wie jeden Fünften im Monat möchte ich auch heute wieder von Ihnen wissen: Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?


Von meinem Tag gibt es heute nur die Kurzvariante:
ab 6:50h im Büro, ein dringendes Meeting jagt das nächste, dazu produzieren wir nun unter meiner Regie auf beiden Anlagen in einem Affenzahn Unmengen. Da mein Kalener explodiert, ist leider eingerissen, dass mir die dringendsten Termine auf die Mittagszeit gelegt werden (ich fand das früher immer total albern, wenn sich Leute "Mittagessen" als Termin in den Kalender eintragen. Finde ich immer noch albern, wenn der Kalender total leer ist, aber ich fürchte, anders werde ich diese Unsitte nicht in den Griff bekommen) und so hatte ich zwischen einem solchen Termin und der ersten Runde "Trimagisches Turnier" genau 15 Minuten, die ich für die erste Nahrung des Tages, die kein Kaffee war, nutzte, eine recht geschmacksneutrale Suppe ;-).
(Turnier lief soweit gut, aber wie man das aus Hogwarts kennt, treten da eh die Champions gegeneinander an und deswegen ist es wie immer kompliziert und bleibt spannend. Ich hatte mein Outfit mit der begrenzten Wahlmöglichkeit, die ich dank Betriebstauglichkeit habe, bewusst aus der hemdsärmlig-kompetenten Ecke gewählt, hat sich gut angefühlt ;-) ).
Der Nachmittag ging dann eigentlich genau so weiter, die rasenden Kopfschmerzen, die mich eigentlich seit morgens um neun begleiteten, sind immer noch da, die Kombination aus wenig essen (zu der Suppe kamen noch zwei Knoppers), wenig trinken (zu den zwei Morgenkaffees kamen noch drei oder vier mit ohne Milch, und immerhin eine Flasche Wasser) und erst die Anspannung (Waaaah, Turnier!) und dann die nachlassende Anspannung (Phew, Turnier vorbei) waren zuviel für die zwei Paracetamol, die ich dabei hatte.
Nun denn, um halb sechs war ich zu Hause, habe dem Hübschen unter viel Fluchen geholfen, den Crosstrainer, der nicht mehr mag, in riesigen Einzelteilen ins Auto zu bugsieren (wenn ich mich abgeregt habe und das Ding wieder geht, dann erzähle ich Ihnen eine Geschichte über keinen Service), habe die Kinder eingesammelt, zum Kampfsporttraining gebracht, mit dem verbleibenden Kind eingekauft (neben lebensnotwendigem wie Kakis, Brot und Joghurt auch einfach nur Schönes: Lichterketten und Sparschäler), Abendessen vorbereitet und mit heimgekehrtem Mann und grossen Kind verdrückt und jetzt bin ich so müde (und die Kopfschmerzen trotzen auch Ibuprofen), dass ich noch Wäsche zusammenlegen  und eine Maschinenladung aufhängen werde, die Spülmaschine ausräumen und dann werde ich nach einer heissen Dusche tief in mich gehen, ob ich noch zuschneide oder sogar nähe oder einfach ins Bett falle.

Der monatliche Turnus hat hier angefangen.
Wer mitmachen will, schreibt einfach heute Tagebuch und trägt sich in die untenstehende Liste ein:





Montag, November 04, 2013

Nicht vergessen: morgen ist wieder WMDEDGT

Nicht vergessen, morgen will ich wieder wissen, was Sie so den ganzen Tag machen oder auch „Fröhliches Tagebuchbloggen mit Frau Brüllen“
Die Liste schaltet sich automatisch frei und ich hoffe, dass ich es diesmal hinbekomme, dass sie nicht wieder nach gefühlt einer halben Stunde wieder automatisch schliesst ;-).
Bei mir wird es morgen ein ganz normaler Dienstag mit dem bombigen Highlight „Besichtigung einer potentiellen Weihnachtsfeierlocation“ sein. Vielleicht passiert bei Ihnen ja mehr ;-)

Sonntag, November 03, 2013

Driving home for Allerheiligen

Es hat sich hier die letzten Jahre so eingebürgert, dass wir Weihnachten hier in der Schweiz feiern, gerne mit den Gästen, die uns dazu besuchen wollen. Die Fahrerei über die Feiertage mit oder ohne den Lieblingsgeschenken, den Verwandtentourismus von der einen zur anderen Oma, mit Cousin, Schwestern, Freunden zu einer Zeit, wo man am liebsten nur daheim auf dem Sofa läge und das Fondue verdauen oder aber das lang ersehnte  Legoset zusammenbauen würde, tun wir uns icht mehr an.
Stattdessen fahren wir im Herbst nochmal nach Bayern, diesmal zu dem praktisch verlängerten Allerheiligenwochenende.
Und wie wir da heute also nach drei familienvollen Tagen wieder Richtung LindauBregenzStGallenBregenzZürichBasel runtergebrettert sind, da sind meine Gedanken dann ungefähr 30 Jahre in die Vergangenheit zurückgewandert, als wir meine Grosseltern besuchten.
In meiner Familie gibt es eine mindestens (naja, genau) zwei Generationen alte Tradition des "von den Eltern Wegziehens", und so haben wir seinerzeit gut/knapp 100km von den Omas und Opas weg gewohnt. Nicht die Welt, aber auch nicht nah genug für regelmässige Oma-Opa-Tage oder Babysitterdienste. Ein Besuch ging auch meistens über ein Wochenende mit Übernachten und ich fand das eigentlich grossartig.
Das fing schon mit der Autofahrt an, die länger war als die normalen Musikschul-Sportverein-Einkaufen-Fahrten und eben auch in eine andere Richtung ging. Da ich mehrfach spektakulär und glaubhaft beweisen konnte, dass mir von der Fahrt durch die Hopfenstangenwälder der Hallertau speiübel wird, durfte ich, sobald ich gross genug war, auf dem Beifahrersitz vorne sitzen und das war natürlich grossartig. Sobald wir an den Hopfenfeldern vorbei waren, war die Fahrt auch grossartig, der Blick auf die Walhalla bei Kehlheim markierte immer so ungefähr die Hälfte der Strecke.
Wir haben immer bei den Eltern meines Vaters übernachtet, die in Regensburg auf einer Anhöhe wohnten. Vor dem Schlafengehen haben wir immer aus em Fenster auf die glitzernden Lichter er Stat geschaut und das war grossartig (okay, Regensburg war damals noch kleiner als heute, aber in unserem Heimatdorf gab es höchstens den Blick auf den Schweinestall vom Bauern unterhalb und der war nicht beleuchtet. Ob es damals überhaupt Strassenlaternen in dem Ort gab, weiss ich gar nicht, auf jeden Fall nicht genug zum Glitzern.
Solange wir noch reingepasst haben, haben wir alle in einem gemeinsamen Zimmer geschlafen, ich bekam ein Sofa bezogen, das so hubbelige rosa gemusterte Poster hatte, dass ich wie auf Hügeln schlief. Die Bettdecken waren mit so superschicken Bezügen, die so eien Art Durchguck auf ein Unterbettzeug hatten, bezogen, was amals designtechnisch vermutlich der letzte Schrei war, für mich hatte es allerdings zur Folge, dass ich nie as gesamte Bettzeug zu greifen bekam, sondern nur einen Zipfel, die Decke selber verklumpte sich dann unten irgendwo und das war dann ziemlich ungemütlich.
Geschlafen habe ich allerdings eh nur sehr wenig, ich erinnere mich an die Regel, dass ich frühestens um sieben Uhr morgens zu lesen anfangen durfte. Zwischen den Schwarzweissporträts meines Vaters und seiner drei Brüder (mein Grossvater war Fotograf und die Bilder waren grossartig) hing eine grosse Uhr und ich hatte mit mir selber ausgemacht, dass es auch gelten würde, wenn ich ab dem Zeipunkt des Aufwachens die Sekunden bis "Lesen erlaubt"selber zählen würde und das war dann natürlich schneller als auf der Uhr.... nun ja.
Später dann dürften meine nächstjüngere Schwester und ich in das Zimmer unterm Dach ziehen, was sich v.a. durch die Unmengen Krickerl an den Wänden auszeichnete (ich wollte immer zählen, habe es aber nie geschafft). Am niedlichsten fand ich ein ganz kleines Krickerl, ich habe mich aber immer schuldig gefühlt, weil ich ja wusste, dass das ja der Totenschädel eines Rehkitzes war, aber sogar in diesem Stadium griff das Kindchenschema.... Ansonsten gab es in diesem Raum noch ein Schwarzbärenfell, ein ausgestopftes Murmeltier, einen Eichelhäher und diverse Wildschweinfelle. Ja, mein Grossvater war Jäger und ja, ich fand das gruseligst. Einmal habe ich ihn beim Essen einen Tiermörder genannt und das war.... nun ja. Wir hatte schon bessere Enkeltochter-Grossvater-Momente.
Überhaupt: das Essen. Es gab immer böhmisch-österreichisches Essen, immer mit Powidl gefüllte Buchteln, Nuss- und Mohnstrudel (ich nahm Mohn, immer!), Selchsuppn, die besten Debreziner der Welt mit selbergemachtem Apfelkren, Gulasch und leider auch oft selber geschossenes Wild, was ich auch ohne das Knirschen der Schrotkörner zwischen den Zähnen nicht lecker gefunden hätte.
Zum Trinken gab es für uns Kinder Himbeersirup, das gab es daheim nie! Meine Oma war querschnittsgelähmt und musste deswegen (?) immer eingeweichte Leinsamen und Trockenpflaumen frühstücken. JEDEN Morgen. (Und jetzt, 30 Jahre später, dämmert mir langsam, wie das zusammenhing....)
Ansonsten gab es bei meinen Grosseltern einen Fernseher, en hatten wir daheim nicht. Un deswegen blieb der auch aus, wenn wir da waren, aber es gab auch eine Fernsehzeitung und gehörte zu meinen Grosselternbesuchsritualen auch, mir aus dem Altpapier und der Post sämtliche Hörzu-Hefte zu sammeln, derer ich habhaft werden konnte und chronologisch die Handlung der Lindenstrasse etc. der letzten Woche nachzulesen.
Ausserde hatten meine Grosseltern dort wo andere Leute auf ihre Wohnzimmertisch Kunst- oder Fotobäne liegen haben, einen grossformatigen Bildband "Die Greueltaten der roten Armee" (zum Teil in Farbe). Auch den habe ich eingehend studiert, bis ich meinen Vater bei einem Bild mal etwas fragen musste (ich nehme an, es war irgendwas von der Art "Was heisst eigentlich "Gehirnmasse"?), dann hat er erst realisiert, was für ein Machwerk seine 10jährige Tochter da studiert und ich musste das Buch sofort rausrücken, es gab ein bisschen Streit zwischen Vater und Sohn und ich habe das Buch nie wieder gesehen.

Ich weiss gar nicht genau, was wir eigentlich immer gemacht haben, wenn wir die Grosseltern besucht haben: ich war beschäftigt mit Lichter anschauen, Zeitschriften lesen, mit meinen Schwestern über das Heizlüftungssystem durch das ganze Haus zu kommunizieren (es gab da so Klappen, die man auf- und zudrehen konnte und je nach Einstellung konnte man Leute zu Tode erschrecken), mich vor den ausgestopften Tieren gruseln, für meine querschnittsgelähmte Oma Klopapier falten (einmal habe ich eine ganze Rolle in Dreierblattportionen geteilt und gefaltet, das war dann auch wieder nicht recht) und solchen Sachen.
Ich erinnere mich, dass wir bei jedem Besuch (und auch nur dort) in die Waschanlage gefahren sind, ab und an haben wir den älteren Bruder meines Vaters getroffen, der hatte zwei Söhne, die einen Tacken älter als wir waren, das war natürlich spannend, wir waren regelmässig in der Stadt unterwegs, und sind auch immer zu meinen anderen Grosseltern gefahren.
Da lagen dann natürlich Welten dazwischen, weil die Eltern meiner Mutter sozusagen Arbeiterklasse vom Feinsten (kann man das sagen?) waren. An meine Grossmutter mütterlicherseits erinnere ich mich nicht mehr vor ihrer Alzheimererkrankung, nur noch als sehr verwirrte alte Frau, die immer weinte, wenn wir kamen, weil sie nicht wusste, wer wir sind, aber wohl, dass sie es wissen sollte. Meine Mutter weinte auch, weil meine Oma immer weniger wusste, mein Opa erkundigte sich immer nach dem Nachbarsbub bei uns daheim, weil er sich wohl selber schon immer Söhne, und als das nicht geklappt hatte, wenigstens Enkel gewünscht hatte. Naja, das hat auch nicht geklappt und die Urenkel hat er jetzt nicht mehr miterlebt. Aber unseren Nachbarsbub, den fand er toll. Ansonsten gab es bei meinem Opa immer Unmengen an Wurst und Fleisch (Presssack in so dicken Scheiben, dass ich .... nein, Presssack ist auch dünn eklig) und nichts nehmen oder nur wenig, das war nie eine Option. Dazu gab es Apfelsaft von einer lokalen Saftpresse, zu er mein Opa die Äpfel, die er auf dem irre grossen Grundstück, auf dem das Haus stand, sammelte, brachte und dafür dan eben den Saft bekam. Bei uns daheim gab es immer nur Tee ohne Zucker und deswegen war ich überhaupt nichts gewohnt und bekam von einem Glas (zumindest behauptete ich, es wäre nur eins gewesen) Apfelsaft immer schon tierische Bauchschmerzen. Anstatt mich auf Fruktoseintoleranz auspendeln zu lassen, wurde bei meinem Opa für mich ein sehr schickes, sehr kleines "Grüsse aus der Weinregion Mosel"-Glas reserviert und mein Apfelsaftkonsum auf eines dieser Gläser pro Besuch beschränkt.
Das Haus wurde mit einem Ölofen geheizt, aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen war das Erdgeschoss unbewohnt, allerdings lagerten dort die tollsten alten Sachen und das Stöbern dort war grossartig.
Zum Abschied bekamen wir von meinem Opa immer Riesenmengen an Schokolade, ich habe wohl mal gesagt, dass ich Marzipan mag, und seitdem gab es immer Rittersport Marzipan für mich. Meine Mutter bekam immer MonCherie, auch die in rauhen Mengen.
Auf dem Heimweg wurde die Schokolade dann einkassiert und rationiert und über meinen Opa geschimpft, der uns so viel Süssigkeiten zuschob. Als wir dann später einmal zusammen mit meinem Opa seine Heimat und seine Schwester im Sudetenland besuchten und ich alt genug war, die Geschichten von der Vertreibung zu verstehen, da verstand ich dann auch, warum genug zu essen zu haben so unendlich wichtig für ihn war. Überhaupt: so unterschiedlich sich die Grosseltern väterlicher- und mütterlicherseits (die wohlhabende Fotografenfamilie und die arme Arbeiterfamilie aus Schneiderin und Papiermühlenarbeiter) waren, so ähnlich war ihre geographische Herkunft un ihre Meinung zur roten Armee. Mein Opa mütterlicherseits hatte aber nicht nur Bildbände, er hatte auch Pamphlete von Vertriebenenvereinigungen und seinen durchschossenen Wehrmachtsausweis mit echtem Blut dran. Und Geschichten aus der russischen Gefangenschaft.
Ich habe die Besuche bei meinen Grosseltern also in grosseartiger Erinnerung. Was meine Eltern gemacht haben, während wir da waren, weiss ich wirklich nicht. Genau wie das Weinen meiner Grossmutter (väterlicherseits) ,wenn wir ankamen, vor lauter Freude, nehme ich mal an, und wenn wir wieder fuhren, gehörte das Gestreite meiner Eltern auf dem Heimweg zu den nicht ganz so schönen, aber unabdingbaren Zutaten zu einem solche Wochenende. Es wurde über das Rauchen meines Grossvaters in Anwesenheit der Kinder geschimpft (ich fand die Zigaretten eklig, die Pfeife aber ganz gut, vom Geruch her), über Überheblichkeit, über Undordnung und Dreck, über Gottweisswas, aber mich hat das alles dort gar nicht gestört. In meiner Erinnerung war es immer Vorweihnachtszeit und dunkel, wenn wir heimgefahren sind und wir haben unterwegs beleuchtete Christbäume gezählt.


Mich würde es jetzt schon interessieren, was die Grosselternbesuche für unsere Jungs bedeuten, Was ihre Erinnerungen sein werden, was sie mit unseren Eltern verbinden (werden).... ich könnte mir vorstellen, dass sie sich statt an Krickerl, Wurst und Horrorbücher an die Legoritterburg von 1990, die Schatzsuchen in Keller und Speicher, den Zauberschrank und Schokohörnchen zum Frühstück erinnern werden.