Dienstag, April 20, 2010

Fooding down the memory lane

Bei meinem Opa gab es regelmässig “Birne Helene“ als Dessert: Dosenbirnen (überhaupt, Dosenobst gehörte in meiner Kindheit zu den Grundnahrungsmitteln. Kein Urlaub, Baggerweiherausflug ohne Dosen, -öffner und vier Mädchen, die mit aufgesperrten Münder darauf warteten, dass geschmacklich wie grössen- und formtechnisch genormte Aprikosen, Pfirsiche, Birnen und, wenn es ganz besonders lecker wurde, Ananas mit einem grossen Löffel reingefüllt wurden), Vanilleeis, Sahne, Schokososse. Hörrlisch.
Gestern abend gab es das für den Hübschen und mich. Einfach so, für den Fernsehabend.
Natürlich gab es keine Dosenbirnen, ich finde, das einzige Dosenobst, das irgendwie geht, das sind Ananas, aber nur wenn es wirklich junkig schmecken soll, sondern frische KaiserAlexander-Birnen (die sind relativ hart) wurden geviertelt, geschält, mit Zitronensaft und ein wenig „Quitte-Apfel-Saft“ von Hohes C (ich finde die neue Linie „Heimische Früchte“ ja sehr lecker, auch wenn man ganz offensichtlich damit so Aushilfs-Lohas wie mich ködern will) ein bisschen härter als Dosenbirnenkonsistenz gedünstet, mit ein wenig Williamsgeist verfeinert, im Sud abkühlen lassen. Für die Schokososse habe ich Alnatura-Zartbitter-Nutella mit ein wenig Milch zu einer warmen Sosse gerührt.
Angerichtet wurde folgendermassen: vier Birnenviertel beträufelt mit Sud, drei Kugeln Vanilleeis, Sahne drauf und mit der Schokososse versehen.
War: gut. Sehr gut.
(Fast so gut wie mit Dosenbirnen und der Hörzu, die ich als fernsehlos grossgewordenes Kind immer bei den Grosseltern verschlungen habe….)

Jetzt muss ich nur noch das Rezept für "Bleicher Johannes" rausfinden, das in den Wirren von ganz viel Familiendrama und auf einmal waren die Grosseltern dann tot und niemand weiss mehr, wie es geht, verloren gegangen ist. Woran ich mich noch erinnere: Löffelbiscuits und eine göttliche weisse Creme, für Kinder ohne, für Erwachsene mit Alkohol. So wie die das immer verdrückt haben, mit viel Alkohol.

19 Kommentare:

steffi hat gesagt…

oh ja! dosenobst bei oma. gerne auch zwetschgen aus dem glas zu griesbrei und milchreis....

KOPFHOBBY hat gesagt…

Ja ....Dosenobst, oder auch die immer gleich gut schmeckende nie erreichte Quarkspeise mit Schokostreuseln, die den traditionellen Abschluss eines jeden Oma-Essens bildete.
Ach, mir fallen noch 200 andere Kindheitsgeschmäcker ein, Danke für die Mundspiration!
ka

Katrin hat gesagt…

Bei meiner Oma gab es immer sächsische Quarkkeulchen. Unheimlich lecker, mit viel Rosinen im Teig, in Butter gebraten und mit massenhaft Zimtzucker obendrauf ! Dazu Apfelmus - lecker :-)
Mit Dosenobst verbinde ich vor allem fruchtige Putencurries ...

Yaspiz hat gesagt…

Hab' leider nur einen Leidensgenossen gefunden:
http://www.chefkoch.de/forum/2,1,69144/Bleicher-Johannes.html
Aber wer weiss, vielleicht kommt da ja noch was.
Nun bin ich selber neugierig geworden. Scheint ja echt lecker zu sein und lecker brauche ich immer mal wieder dringend.
Liebe Grüße
Yaspiz

Karin hat gesagt…

@Yaspiz: da siehste mal: so lange vermisse ich das schon (mein alter Account: lebt immer noch. hach.)

My hat gesagt…

mmmmh... hört sich lecker an.
Ich muss bei dem Stichwort "Birne Helene" sofort an Loriot denken ;-)

julia hat gesagt…

Auch wenn meine Oma nicht wirklich gut kochen konnte gibt es Geschmacksnuancen, die gab es nur bei ihr und diese zu imitieren, ist mir nie gelungen. Beispiel Bratkartoffeln. Immerhin habe ich mir schonmal eine Eisenpfanne gekauft und weiß jetzt auch warum. Es ist einfach viel viel leckerer. Aber vermutlich fehlen dieser Pfanne einfach noch 30 Arbeitsjahre und dann schmecken die Kartoffeln auch so wie bei ihr.

Anonym hat gesagt…

Ich bin´s jetzt mal von der detektivischen Seite angegangen, vielleicht hieß der Nachtisch ursprünglich gar ja nicht "bleicher Johannes", vielleicht haben das nur ihre Kinderohren aus dem Originalnamen gemacht? Oder ein Kind hat den Originalnamen mal verballhornt und er wurde familienintern dann so weiterverwendet. Ein bisschen klingt die Bezeichnung für mich nach "Der weiße Neger Wumbaba"

Vielleicht hat´s auch was mit Johannisbeeren(gelee/marmelade) zu tun, "Weißer Johannis-"/ "Weicher Johannis...irgendwas"

Geben Sie mal Johannisbeergelee und Biskotten (für Löffelbiscuits) bei google ein, da kommt z.B. Malakofftorte heraus ;-) Da gibt´s auch eine weiße Creme und Rum ist ebenfalls drin. Vielleicht war das der kreativ weiterverwendete Ausgang fürs Familienrezept....

LG, Lalobe

Karin hat gesagt…

@Lalobe: gute Idee, aber sogar mein Vater nennt es heute noch "Bleicher Johannes" (Und Malakofftorte hiess bei meinen österreichischstämmigen Vorfahren natürlich Malakofftorte...;-).)

Anonym hat gesagt…

Oh...Naja, Versuch war´s wert...Ich kam mir schon so wahnsinnig kreativ vor, weil mir einfiel, dass "unsere" Ribisel "bei euch" Johannisbeeren heißen. ;-)

Mir war auch gar nicht bewusst, dass Malakofftorte nur hier in Ö so heißen könnte. (Und Malkofftorte ist eigentlich eh nur was für Altdamenkränzchen, die einmal inhalieren und weg ist die Torte)

LG, Lalobe

eva hat gesagt…

ich mach immer apfeltiramisu. löffelbiscuit, apfelmus, sahne mit vanillezucker steifgeschlagen und alles in schichten anordnen. dabei das apfelmus dringend über die löffelbiscuzits giessen, darauf die sahne. ein wenig in den kühlschrank und fertig ist dieses schlichte aber geniale rezept. zum rein-le-gen.
lg eva

Anonym hat gesagt…

Meine Assoziationen haben eher Österreich, die Zutaten und ihre Beschreibung als Grundlage:
Biskuit mit Marmelade (im Original oft als marmeladengefüllte Biskuitrouladenscheiben), weiße Creme, Alkohol fakultativ...den Zutaten nach ist das eine Charlotte, sieht halt nur anders aus, aber das könnte praktische Gründe gehabt haben.
Nur der Name?
Vielleicht hat ein Johannes ihrer Familie mal zu viel von der Alhoholvariante gegessen und war danach bei ihrem Anblick immer etwas bleich um die Nase... oder so?
Anka

Anonym hat gesagt…

Klasse, ich kann zwar mit dem Bleichen Johannes nicht weiterhelfen, aber bei uns gabs dafür Errötende Jungfrau, und ich weiss auch nicht, wie die ging...

Natalie

katharina hat gesagt…

Von mir leider auch kein Tipp zum Bleichen Johannes. Ich melde mich nur, weil ich sehr über die Randbemerkung, die "Heimische Früchte"-Linie betreffend, lachen musste. Bin ich auch voll drauf reingefallen: Apfel-Quitte, Apfel-Birne, Apfel-Johannisbeere, endlich mal was Bodenständiges.
Hach ja.
Mein Mitgefühl auch zum ständigen Schlafmangel, nebenbei bemerkt. Unser jüngerer Sohn kann (auch ohne K&K) wohl nicht länger als zwei Stunden am Stück durchschlafen. Und nach den raren Nächten, in denen es mal drei oder vier waren, fühle ich mich gleich ungewohnt ausgeschlafen. ;-)
In diesem Sinne.. Katharina

jo hat gesagt…

Bei mir wars der Opa, der gekocht hat: Apfelpfannkuchen (Eierkuchen), unerreicht :-/
Dosenobst gabs eher nicht, aber "Eingewecktes", also Zwetschgen und Sauerkirschen... Hach!

Allotria hat gesagt…

Dieser "Bleicher Johannes" erinnert mich irgendwie an das, was wir in der Schweiz "Götterspeise" nennen (http://www.kuechenzeilen-classic.de/rezepte.php/neu/rezept/gtterspeise-nach-schweizer-art).
Ich mag mich erinnern, dass meine Mutter da auch immer etwas alkoholisches reingetan hat.

Ute hat gesagt…

Für mich klingt das ja fast wie eine Abart von Tiramisu. Würde mich interessieren, wenn du das Rezept je finden solltest. :-)

Frische Brise hat gesagt…

In der neuen "Landlust" ist ein Rezept für "Russische Creme":
2 Eigelb mit 2 Eßlöffeln Zucker und dem Mark einer Vanilleschote schaumig schlagen, 2 EL Rum dazu, zum Schluß einen Becher steif geschlagene Sahne unterheben.
Vielleicht passt das ja.
Viele Grüße!

Anonym hat gesagt…

nach langer untreue dachte ich mir, dass ich wieder mal schauen muss, wie es euch geht ... na prächtig!!!! super! freu mich!
wir sind übrigens ab sommer zu fünft und haben bayern den rücken gekehrt - niederösterreich hat uns wieder!
liebe grüsse
heupferd